Ihre Käserei haben die landwirtschaftlichen Quereinsteiger im alten Kuhstall des Hofs eingerichtet. Hier stellen sie aus der Milch ihrer Schafe verschiedene Käsesorten und stichfesten Joghurt her. „Schafmilch ist die verträglichste tierische Milch“, findet Roland Popfinger, „sehr sahnig und dank vieler Vitamine und Mineralien für Menschen ebenso gesund wie bekömmlich.“ Auch für ihn selbst sei Schafsmilch eine Entdeckung gewesen, räumt der gelernte Schreiner ein, der sich zusammen mit seiner Frau 2016 einen Lebenstraum verwirklichte und eine alte Hofstelle erwarb.
„Wir wollten schon immer Landwirte sein“, erzählt Carmen Grimbs, die lange als Pädagogin arbeitete. Der Hof in Alleinlage sei ein Glücksfall gewesen und noch dazu im richtigen Moment gekommen: Die vier Kinder waren mittlerweile erwachsen und zogen nicht mehr aus München, wo die Patchworkfamilie bis dahin gelebt hatte, ins Unterallgäu. „Solange ihr kein Internet und Klo im Haus habt, komme ich nicht mehr“, habe ihnen die Jüngste in der Anfangszeit beschieden, erinnert sich Carmen Grimbs lachend. Längst ist beides da, Klo wie Internet, „und die Kinder kommen gern.“
Für eine Kuhherde jedoch fehlte von Anfang an der Platz, weshalb aktuell nur zwei Allgäuer Braunviehkühe mit ihren Kälbern auf dem Biohof Sankt Johann leben. Ihre Hauptaufgabe: hübsch sein und den Hof bereichern. Dessen Herzstück ist die Schafherde, die die Tage zusammen mit den Lämmern auf der Weide oder im Stall verbringt. Gemolken wird nur morgens für Käse und Joghurt, wodurch genug Milch für die Lämmer bleibt.
„Wir fänden es schön, wenn die Menschen mehr den Zusammenhang zwischen Milchprodukten und Fleisch sehen würden“, sagt Roland Popfinger. „Die Verbraucher wünschen sich ja, dass Lämmer und Kälber schön aufwachsen. Aber wo es Milcherzeugnisse gibt, entsteht auch Fleisch. Und das muss auch gegessen werden.“ Also wird das Landwirtspaar nicht müde, in seinem Hofladen Aufklärungsarbeit zu betreiben. Dort erzielen sie etwa die Hälfte ihres Umsatzes, der Rest stammt von der Belieferung Unterallgäuer Lebensmitteleinzelhändler. Roland Popfinger hofft, den Vertrieb regional zu halten, „aber wenn es nicht funktioniert, müssen wir den Radius vergrößern.“ Gespannt blicken er und seine Frau auf die Eröffnung eines neuen Supermarktes in Kammlach, wo sie mit Milchprodukten und Honig neben anderen regionalen Bioerzeugern in den Regalen vertreten sein werden: Ein Gradmesser, der zeigen wird, ob Einheimische, die sich mehr Tierwohl und Naturschutz wünschen, auch bereit sind, etwas höhere Preise zu bezahlen. „Es ist ja nicht so, dass man sich dadurch anderswo extrem einschränken müsste“, betont Popfinger, „unsere Produkte sind nur ein paar Prozent teurer.“
Nach Möglichkeit wollen der gelernte Schreiner und die erfahrene Pädagogin ihren Hof heuer erstmals im Vollerwerb betreiben. Hochwertigen Honig produzierten sie schon zu Münchner Zeiten, mit acht Bienenvölkern und einer Demeter-Zertifizierung, „andere Dinge mussten sich von unter Null entwickeln“, sagt Carmen Grimbs. Nachdem sie mit ihrem Freilandsalat mehrere Jahre einen Mindelheimer Demeter-Betrieb für dessen Biokiste belieferten, treten sie auf diesem Sektor heuer kürzer. „Die morgendliche Salaterntezeit ist gleichzeitig Melkzeit, das können wir nicht mehr stemmen“, erklärt Carmen Grimbs. Dafür haben sie ihren Hofladen um ein Café erweitert, das von Frühling bis Herbst samstags und sonntags jeweils nachmittags geöffnet hat und viele Fahrradfahrer anlockt. Denen will das Landwirtspaar künftig auch heimelige Plätze im Innenhof bieten – und überhaupt: An Arbeit herrscht kein Mangel.
„Es gehört viel Leidenschaft zu solch einem Betrieb und wer nicht drinsteckt, sieht nicht, wie hart es ist. Wie man kämpfen muss, um das Überleben zu sichern“, bekennen Carmen Grimbs und Roland Popfinger, die Teil der Initiative HeimatUnternehmen sind und in diesem Rahmen vom Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben unterstützt werden. „Aber wenn man schön findet, was man tut, steht man auch gern auf.“
Text: Andreas Langer, Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben