1878 erbaut, beherbergte das zweigeschossige Gebäude knapp 100 Jahre lang die Dorfschule sowie eine Wohnung für den Dorflehrer. Dann wurden die Reichauer Kinder im Nachbarort unterrichtet und das denkmalgeschützte Gebäude stand zuletzt lange leer. Da auch das angebaute Schützenheim in die Jahre gekommen war, entschieden sich die Reichauer, die Alte Schule in einen Treffpunkt umzuwandeln – grundlegend saniert und erweitert um einen angebauten, vielseitig nutzbaren Saal. Rund 4000 ehrenamtliche Stunden investierten die Bürgerinnen und Bürger in ihr neues Dorfgemeinschaftshaus, das im Rahmen einer Dorferneuerung umgesetzt wurde, unterstützt vom Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben.
Zur Einweihung im Frühsommer 2022 kehrte dann auch der einstige Dorflehrer noch einmal an seine frühere Wirkungsstätte zurück – den künftigen „Dreh- und Angelpunkt des bürgerlichen Lebens in Reichau“, wie es Bürgermeister Helmut Erben beim Festakt formulierte. Und in der Tat hat sich die Alte Schule seitdem zu einem Fixpunkt der Dorfgemeinschaft entwickelt. Den historischen Altbau und den angebauten Saal nutzen sowohl die örtlichen Vereine als auch Gruppen und Privatpersonen.
Der Heimatverein ist hier ebenso heimisch geworden wie Reichaus Veteranen, die Freiwillige Feuerwehr und der Schützenverein, der hier aktuell sein 100-jähriges Bestehen feiert. Parallel zu den Schießabenden kommen im Winterhalbjahr auch einmal im Monat bis zu zehn Frauen zum Stricken zusammen: Ein zwangloser Treff, den Birgit Demmeler, die zweite Vorsitzende des Heimatvereins, ins Leben rief, damit die Strickerinnen aus Reichau ihrem Hobby auch in geselligem Rahmen nachgehen können.
Wenn die Damen stricken und sich über Techniken, Ideen oder Neuigkeiten austauschen, sitzen an den Nachbartischen oft Schafkopfer und junge Leute aus dem rund 360 Einwohner zählenden Reichau: Die Generationen kommen hier ebenso zusammen wie bei privaten Feiern oder beim Yoga im alten Schulsaal. Eine GbR verwaltet die Alte Schule und schafft damit das Fundament für eine aktive Dorfgemeinschaft – und für viele weitere Begegnungen, ob beim Yoga, Stricken oder Schafkopf.
Text: Andreas Langer, Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben
