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Nachhaltig Planen und (Um-)Bauen – Semesterprojekt mit der Technischen Hochschule Rosenheim

Revitalisierung des alten Gasthofes in Prutting

Ein Gruppenbild von Studierenden auf einer Treppe, die Modelle in der Hand halten.
Die Studierenden stellten die Ergebnisse des Semesterprojekts zur Revitalisierung des Gasthofs am 4. April vor.
© TH Rosenheim

Ein wichtiger Aspekt dieses Aktionsplans, der im Forum des Beteiligungsprojekts erarbeitet wurde und an dem auch der Bürgermeister der Gemeinde Prutting teilgenommen hat, war das Thema „Mut“. Mut einmal andere Wege zu gehen, Mut ein kleines Risiko zu wagen, Mut neue Ideen entstehen zu lassen, aber auch aus seinen Erfahrungen zu lernen und diese weiterzugeben. Mut hat auch die Gemeinde Prutting mit ihrem Gemeindeentwicklungskonzept (GEK) bewiesen, etwas Neues zu wagen.

Einen Anfang hat die Gemeinde bereits mit der auslaufenden Dorferneuerung gemacht. Mit Unterstützung des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) konnte man dadurch in Prutting schon einige Projekte und Maßnahmen umsetzen. Um auch nach der Dorferneuerung gerüstet zu sein und die Gemeinde im Sinne nachhaltigen (Um-)bauens und Wohnens für die Zukunft gut aufzustellen, wurde 2022 als Grundlage ein Gemeindeentwicklungskonzept (GEK) mit einem sogenannten integrierten Vitalitäts-Check erarbeitet. Mit diesem Instrument des ALE werden die Innenentwicklungspotenziale in Gemeinden ermittelt und aufbereitet.

Kooperation mit der TH Rosenheim

Das Besondere an dem GEK Prutting ist neben der Unterstützung durch das ALE und dem beauftragten Planungsbüro Ortegestalten die Kooperation mit der Technischen Hochschule Rosenheim (THR). Der Projektbetreuer Arthur Schankula, Professor für Hochbaukonstruktion und Holzbau der Fakultät für Holztechnik und Bau an der THR erklärt, wie es zu dem Austausch zwischen Gemeinde und Hochschule kam: „Wir waren seit einiger Zeit mit Tanja Mayer, Sachgebietsleiterin (Integrierte Ländliche Entwicklung und Gemeindeentwicklung) vom ALE im Gespräch über ein geeignetes Projekt, bei dem Studierende unserer Fakultät (Holztechnik und Bau), zur Schaffung von Treffpunkten für die Förderung der Dorfgemeinschaft beitragen können“, so Professor Schankula. „Auf Vorschlag von Frau Mayer mit den Studierenden an Konzepten für die Revitalisierung des Gasthofes zur Post in Prutting zu arbeiten, habe ich eine Semesterarbeit für unsere künftigen Ingenieure und die Architekten der Nachbarfakultät angeboten, worauf sich insgesamt fast 30 Studierende gemeldet haben.“

Die Kooperation stieß nicht nur bei den Studierenden auf große Resonanz, auch der Bürgermeister von Prutting, war auf Anfrage des ALE begeistert von dem Projekt: „Als Vorort von Rosenheim ist uns die TH Rosenheim natürlich ein Begriff. Die Gedanken von jungen Menschen in Verbindung mit der Erfahrung der Ländlichen Entwicklung hat mich überzeugt an dem Projekt teilzunehmen. Besonders erwähnenswert fand ich es, dass der Eigentümer des Wirtshauses auch direkt offen für eine Zusammenarbeit war.“

Start des Semesterprojekts im Herbst 2023

Nach Feststellung der vorhandenen Gebäude- und Flächenpotenziale durch das Büro Ortegestalten war die Überlegung, wie leerstehende und von Leerstand bedrohte Häuser und Hofstellen in Prutting revitalisiert werden können. Wichtig sei dabei die Bewusstseinsbildung, dass der Abbruch solcher Gebäude nicht als einfachste und günstigste Lösung angesehen werden könne, sagte Tanja Mayer. Vielmehr sei bei der Innenentwicklung der Erhalt vorhandener baulicher Strukturen wichtig.

Auf Basis des Vitalitäts-Checks, den Erkenntnissen des GEK und den Ergebnissen der Online-Befragung (LE.NA) der Bürgerinnen und Bürger zur Entwicklung von Prutting sowie mit der Zustimmung des Eigentümers des ehemaligen Gasthofs zur Post konnte das Semesterprojekt im Herbst 2023 an den Start gehen. Ziel des Projekts, war die Revitalisierung des Gasthofs zur Post in der Ortsmitte von Prutting. Daran beteiligt waren 25 Studierende der Studiengänge Architektur, Innenausbau, Innenarchitektur und Bauingenieurwesen aus zwei Fakultäten. „Dass diese mit Spaß und Elan an die große Aufgabe und das Entwerfen herangingen, zeigte sich bereits beim ersten Brainstorming zu dem Projekt“, so Arthur Schankula. Nach seiner Einschätzung brachten die Studierenden rund 2500 Arbeitsstunden auf, um das Projekt umzusetzen.

Präsentation des Semesterprojekts

Am 4. April 2024 präsentierten die Studierenden im Beisein von Vertretern aller Kooperationspartner in den Räumen der Hochschule Rosenheim die Ergebnisse ihres Semesterprojekts und wie sie sich die Revitalisierung des Gasthofs vorstellten. Bei der Planung erwies sich nicht nur die Größe des Gebäudes als besondere Herausforderung, auch der bauliche Zustand sowie die Auflagen durch den Denkmalschutz waren anspruchsvoll. Gleichzeitig bietet das Haus durch seine zentrale Lage eine einmalige Chance für die Wiederbelebung des Ortskerns und zudem optimale Nutzungsmöglichkeiten. So könnte das Erdgeschoss des Gebäudes wieder ein Gasthaus und eine Showküche für Kochkurse etc. beherbergen. Im Kellergeschoss würde künftig eine Bar und Wine-Tasting das gastronomische Angebot aufwerten. Gleichzeitig sollen im Untergeschoss u.a. Räumlichkeiten für junge Leute eingerichtet werden. Therapie- und Bewegungsräume sowie Co-Working-Räume und flexible Konferenzräume könnten im Obergeschoss Platz finden. Mit 50 bis 84 Quadratmeter großen Galeriewohnungen würde gleichzeitig neuer Wohnraum im Dachgeschoss geschaffen, so die Überlegungen der Planer zu den Nutzungsmöglichkeiten. „Dass das Semesterprojekt auf große Zustimmung stieß, zeigte das positive Echo, der gut besuchten Präsentation“, freut sich Arthur Schankula. „Eine schöne Belohnung für die Studierenden und mich.“

Erkenntnisse aus der Kooperation

Aus den Erfahrungen im Zukunftsratsprozess und nach dem Semesterprojekt zeige sich, dass der ländliche Raum und die kleinen Gemeinden kompetente Fachplaner brauchen, um die bereits aktuellen und künftigen Herausforderungen beim qualitätsvollen Planen und Bauen bewältigen zu können, sagt Tanja Mayer. „Wir müssen Bewusstseinsbildung betreiben und Kompetenzen entwickeln. Zudem müssen wir mutig sein und neue Wege gehen. Mit den Semesterprojekten verfolgt man auch neue Wege, und man kann so junge Planerinnen und Planer für den ländlichen Raum begeistern.“

Der Umstand, dass sich die Studierende bei der Bearbeitung solcher Projekte auch von gesetzlichen Zwängen frei machen, bringe auch kreative und innovative Lösungen, ist Tanja Mayer überzeugt. Diese Erkenntnisse könne den Gemeinden und dem ALE wichtige und neue Impulse bei der täglichen Arbeit geben.

Arthur Schankula sieht in der Kooperation eine wichtige Möglichkeit für die Studierenden, sich mit dem Bedarf einer Dorfgemeinde in Bezug auf deren Infrastruktur auseinanderzusetzen;  Nutzungskonzepte für ein Gebäude zu entwickeln, das unter Denkmalschutz steht und diese mit dem ursprünglichen Gebäudekonzept in Einklang zu bringen. Zudem lernen sie Lösungen für die behutsame Ertüchtigung einer historischen Bausubstanz zu erarbeiten, die sich an der möglichst weitgehenden Erhaltung des Bestandes orientieren, so das Fazit des Professors aus Rosenheim.

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