In der Folge maß er abendelang den Stadel aus, saß brütend in der
ehemaligen Knechtskammer und zeichnete Pläne für eine zukünftige Nutzung
als Wohnraum. Eine erste Kontaktaufnahme mit der Denkmalschutzbehörde
bestärkte ihn in seinem Vorhaben und nachdem er die selbstentworfenen
Pläne von einem Architekten und Statiker abnehmen ließ, reichte er sie
ein. Die Hergatzer Gemeinderäte waren Feuer und Flamme für das
ambitionierte Projekt im Ortskern von Wohmbrechts und Bürgermeister
Oliver-Kersten Raab wies auf eine Fördermöglichkeit durch das Amt für
Ländliche Entwicklung Schwaben hin, von dem Keller, wie er offen
einräumt, bis dahin noch nie gehört hatte.
Die Behörde begleitet
derzeit eine Dorferneuerung in Wohmbrechts, in deren Zuge nicht nur
öffentliche, sondern auch private Baumaßnahmen unterstützt werden
können. Für ortsplanerisch, kulturhistorisch oder denkmalpflegerisch
besonders wertvolle Gebäude sieht das Bayerische
Dorfentwicklungsprogramm dabei eine höhere Förderung vor – und in dieser
Hinsicht erfüllt das denkmalgeschützte, historische Bauernhaus in der
Ortsmitte alle Anforderungen. „Auch private Maßnahmen stärken die
Innenentwicklung unserer Dörfer“, so Bauoberrat Manuel Weigele vom Amt
für Ländliche Entwicklung Schwaben, der in Projekten wie dem von Lukas
Keller einen wesentlichen Beitrag zur harmonischen und attraktiven
Ortsgestaltung sieht. Bürgermeister Raab spricht von einer erfolgreichen
Symbiose zweier für eine ländliche Gemeinde bedeutender Themenfelder:
Der Erhalt ortsbildprägender Gebäude und die Schaffung von Wohnraum.
„Fördermöglichkeiten können dazu beitragen, dass denkmalgeschützte
Gebäude in Privatbesitz eine Sanierung erfahren“, so Raab. „Auch für
Gemeinden bedeutet das einen großen Mehrwehrt.“
Anfang 2021
begannen die Bauarbeiten, die laut Keller ohne größere Probleme über die
Bühne gingen, wenngleich die Kosten aufgrund pandemiebedingter
Lieferengpässe massiv über der ursprünglichen Kalkulation lagen. Ende
Januar dieses Jahres konnte Keller mit seiner Lebensgefährtin einziehen.
Mittlerweile ist die junge Familie zu dritt und lebt auf zwei Etagen im
östlichen Gebäudeteil, dem früheren Stadel, über den dort ebenerdig
geschaffenen Garagen. Ihr Wohnbereich beinhaltet auch eine offene
Galerie mit Blick auf die erhaltenen Balken des Stadeldachstuhls.
Aus
zuvor zwei Wohneinheiten wurden durch die Umnutzung vier. Grundlegend
saniert wurde auch der westliche Gebäudeteil, der zuvor schon als
Wohnraum genutzt wurde. In diesem Bereich wurde die Fassade in Anlehnung
an das frühere Erscheinungsbild erneut mit Schindeln gestaltet. Lukas
Keller ist stolz darauf, was er aus der nicht einfachen Immobilie
gemacht hat. Und womöglich wird sein Projekt nicht das letzte sein, das
in der Gemeinde im Zuge der Dorferneuerung gefördert wird.
Ländliche Entwicklung im Landkreis Lindau und in Schwaben:
Im
Landkreis Lindau ist die laufende Dorferneuerung in Wohmbrechts eines
von aktuell 16 Projekten der Ländlichen Entwicklung. Im Regierungsbezirk
Schwaben betreut das Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben aktuell
rund 280 Projekte, die darauf abzielen, den ländlichen Raum lebenswert
zu halten und zu stärken. Konkret umgesetzt wird dies unter anderem
durch Dorferneuerungen, Flurneuordnungen und kommunenübergreifende
Kooperationen, die von der in Krumbach ansässigen Behörde fachlich
begleitet und finanziell gefördert werden. Weitere an Bedeutung
zunehmende Tätigkeitsfelder sind die Schaffung von Öko-Modellregionen,
die Förderung von Heimatunternehmern oder die Initiative „boden:ständig“
zum Erhalt lebendiger Böden und zum Schutz des Wassers in der Flur.
Andreas Langer, Dr.-Rothermel-Str. 12, 86381 Krumbach (Schwaben),
Tel. 08282 92-213, poststelle@ale-schw.bayern.de, www.landentwicklung.bayern.de
Neuer Wohnraum in denkmalgeschütztem altem Stadel
Beispielgebende Privatsanierung im Landkreis Lindau
Datum
18. Oktober 2022
Thema
Regierungsbezirk
Schwaben
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