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Mehrgenerationenwohnen in früherer Pilgerherberge

Themenwoche: Leben auf dem Land

Rund ein halbes Dutzend Menschen bildet das Kernteam des Pilgerhof-Projektes in Altenmünster.
Das Kernteam des Pilgerhofs. Links außen Joachim Schmitz, rechts außen seine Frau Traudl.
© Joachim Schmitz

Einen gerne besuchten Begegnungsort in Form eines Cafés beziehungsweise einer Weinstube sowie einer Kultur- und Festscheune für einheimische und auswärtige Gäste gibt es im Pilgerhof schon – auch dank einer Förderung durch das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken. Jetzt gilt es, die rund 400 zur Verfügung stehenden Quadratmeter Wohnfläche zu nutzen. „Zwei Interessierte wollen in nächster Zeit probewohnen“, freut sich Joachim Schmitz. Wenn danach die Beteiligten meinen, dass alles passt, würde ein Gebäudeteil bedarfsgerecht hergerichtet werden.

Zuvor Bildungsstätte und Pilgerherberge

Der Altenmünsterer Pilgerhof war Bildungsstätte der Diözese Würzburg mit Seminarräumen und Mehrbettzimmern. Genauso fanden hier Wallfahrende, Pilger eben, eine Herberge.

Im 17. Jahrhundert wirkte der später selig gesprochene Liborius Wagner in Altenmünster als katholischer Pfarrer. Während des Dreißigjährigen Kriegs fielen schwedische Truppen in Franken ein. Sie drangen den Geistlichen erfolglos, sich zur evangelischen Konfession zu bekennen; er starb den Märtyrertod.

Die Kirche in Altenmünster war ein Kristallisationspunkt für viele Gläubige. Wegen knapper Finanzen entschieden die Verantwortlichen im bischöflichen Ordinariat, den Pilgerhof nicht weiter zu betreiben und ihn zu veräußern.

Nicht alleine alt werden

Damals vor fast genau vier Jahren hatte das Ehepaar Schmitz mit Gleichgesinnten, die alle für ihre pflegebedürftigen Eltern sorgten, schon annähernd 20 Immobilienobjekte im Umkreis von 80 Kilometern rund um das Oberzentrum Schweinfurt angeschaut. „Bei zahlreichen Treffen hatten wir festgestellt, dass man gut daran tut, nicht alleine alt zu werden“, erzählt Joachim Schmitz. „Wir waren uns einig, unseren eigenen dritten Lebensabschnitt aktiv zu gestalten.“

Der Visionär schwelgt: „In Altenmünster bin ich zum Hoftor rein und sofort hat’s klick gemacht.“ Außerdem hätten die Nachbarn die Neuen ohne Vorbehalte willkommen geheißen. „Altenmünster ist ein Vorzeigedorf in Bezug auf das Miteinander“, betont Schmitz. Die Bevölkerung ist aufeinander angewiesen und hilft sich folglich gegenseitig.

Kleinstunternehmen der Grundversorgung

Altenmünster hat weder eine Bäckerei noch eine Metzgerei noch ein Gasthaus. Mit seinem integrierten Gastronomiekonzept durfte der Pilgerhof als „Kleinstunternehmen der Grundversorgung für vitale Dörfer“ einen Zuschuss durch das ALE Unterfranken erhalten. Der sogenannte Initiativkreis hatte statt der ursprünglich beabsichtigten Genossenschaft eine GmbH & Co. KG als Projektträgerin gegründet. Weitere Nutznießer können mit einer Einlage von 30.000 Euro zu Kommanditisten werden.

Joachim Schmitz gibt unumwunden zu: „Da es sich beim Pilgerhof um einen teilweise historischen Bestand handelt, schaffen wir es nicht, ihn barrierefrei auszubauen. Altersgerecht aber schon.“ Wohlbemerkt ist es den „Motoren“ des Projekts sehr wichtig, ebenso junge Familien für ihr Vorhaben zu begeistern – durch Vorteile, die sie nur auf dem Land genießen können. Und im Falle eines Falles ist die große Stadt mit ihren Märkten und Kaufhäusern nicht weit: 15 Autominuten bis Schweinfurt. Ein Kulturprogramm stellen die Pilgerhöfer selbst auf die Beine; demnächst ein adventliches Musizieren und ein Christ-Geburts-Spiel – bei freiem Eintritt.
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