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Carsharing-Projekt mobilisiert das Achental

Flexibel und umweltfreundlich

Achendelta in den Chiemsee
Das Achendelta ist die Mündungszone der Tiroler Ache in den Chiemsee.
© ILE Achental

Das Achental gehört zu den schönsten Urlaubsregionen in Deutschland. Doch nicht jeder dort ist im Wanderurlaub unterwegs. Viele Menschen leben hier dauerhaft, müssen arbeiten, einkaufen und Termine wahrnehmen. Und das funktioniert oft nur mit dem Auto, denn nachhaltige und flexible Mobilität ist auch in ländlichen Regionen wie dem Achental keine Selbstverständlichkeit. Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen etc. liegen oft weit vom Wohnort entfernt, an Busverbindungen mangelt es. Wer kann, greift auf den eigenen Pkw zurück. Entsprechend hoch ist die Anzahl der zugelassenen Privatfahrzeuge in ländlichen Regionen – im Verhältnis zu großen Städten deutlich mehr, denn der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist auf dem Land naturgemäß weniger gut ausgebaut. Das wirkt sich auch auf den CO2-Ausstoß aus. Diesen Herausforderungen hat man sich auch im Achental gestellt und ein innovatives Carsharing-Modell installiert.

Initiative der Achentaler

„Die Anregung und der Wunsch nach alternativen Mobilitätslösungen kamen von den Bürgerinnen und Bürgern selbst“, so Stephanie Hennes, Projektleiterin der ILE Achental. Dort wurden im Zuge eines neuen ILE-Konzepts Bürgerinnen und Bürger zur Infrastruktur im Tal befragt. Ein großes Thema war dabei die Alternative zum Auto, die praktisch kaum vorhanden sei, und es deshalb alternative Mobilitätslösungen brauche. Vorgeschlagen und diskutiert wurde ein Carsharing-Modell. „Die zum Ökomodell Achental zählenden neun Gemeinden beauftragten deshalb Anfang 2023 die ILE Achental mit der Konzeption und Umsetzung eines entsprechenden Carsharing-Modells“, erklärt Stephanie Hennes. „Mit Unterstützung und Förderung des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberbayern sowie einem lokalen Kreditinstitut wurde dieses Projekt als Teil des neu aufgelegten Konzepts zur Ländlichen Entwicklung Achental im November 2023 auf den Weg gebracht.“

Nach Sicherung der Finanzierung habe man ein professionelles Carsharing-Unternehmen als Betreiber gewinnen können, so Stephanie Hennes. Dieses sei zudem auf den ländlichen Raum spezialisiert. Des Weiteren kommen gemeindeeigene Pkws und Busse zum Einsatz, die zu bestimmten Zeitpunkten nicht ausgelastet sind. „Inzwischen verfügen wir über drei solcher Fahrzeuge und zwei weitere private Pkws sowie den Vereinsbus von Marquartstein“, sagt Stephanie Hennes. Als Standorte für die Fahrzeuge einigte man sich auf zentrale Orte in den Gemeinden Übersee am Bahnhof, in Grassau an der Bahnhofstraße, in Unterwössen direkt am Rathaus und in Marquartstein am Gemeindeparkplatz ebenfalls am Rathaus. In Übersee, Grassau und Unterwössen steht jeweils ein Elektroauto zur Verfügung, während in Marquartstein ein Neun-Sitzer-Bus genutzt werden kann. Voraussetzung für die Nutzung ist ein gültiger Führerschein sowie die Registrierung über die App „einfach unterwegs“. Eine leicht verständliche Anleitung navigiert durch die App, um losfahren zu können.

Vorteile des Carsharing-Angebots

„Einer der größten Vorteile des Carsharings ist die Kosteneffizienz“, so Stephanie Hennes. Es ermögliche den Zugriff auf Fahrzeuge, ohne die hohen Kosten für Anschaffung, Wartung, Versicherung und Stellplätze eines eigenen Autos tragen zu müssen. Die Nutzer müssen lediglich die tatsächlich genutzte Zeit und die gefahrenen Kilometer bezahlen, was eine deutlich günstigere Alternative darstellt. Zudem trage die Bereitstellung von Elektrofahrzeugen zur Reduktion von CO2-Emissionen bei und unterstütze eine umweltfreundliche Mobilität, betont Stephanie Hennes. Nutzerinnen und Nutzer leisten damit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und tragen zur Reduktion der Luftverschmutzung bei.

Ein weiterer Vorteil ist die Flexibilität und der Komfort des Angebots. Mit zentralen Standorten in den Gemeinden ist das Carsharing leicht zugänglich. Die Fahrzeuge können für kurze oder längere Fahrten gebucht werden, was eine flexible Planung ermöglicht. Das käme auch den Touristen zugute, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Sie können die Region unabhängig und flexibel erkunden. Stephanie Hennes sieht zudem eine positive Wirkung in der gemeinschaftlichen Nutzung von Ressourcen. Das fördere das Gemeinschaftsgefühl und ein Bewusstsein für nachhaltige Praktiken.

Achentaler Carsharing – ein Erfolgsmodell

Ausgehend von Vergleichsdaten anderer Standorte des Carsharing-Unternehmens, etwa die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer oder die gefahrenen Kilometer etc., schneide das Achental sehr gut ab, so Stephanie Hennes. „Zudem konnten wir bei einigen Fahrzeugen unsere monatlichen Fixkosten decken und sogar Gewinne einfahren. Vor allem jüngere Leute, aber auch ältere Achentaler und Touristen nutzen inzwischen das Angebot.“

Dass das Modell ausbaufähig ist, zeigt auch die Nachfrage anderer Gemeinden. So plane die Gemeinde Reit im Winkl, sich mit einem eigenen Pkw zu beteiligen, um die Mobilitätsmöglichkeiten weiter auszubauen, erklärt Stephanie Hennes. Darüber hinaus werden weitere Gemeinden und zusätzliche Fahrzeuge in Betracht gezogen, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden und die Reichweite des Projekts zu erweitern.

Erweitern ließe sich das Projekt etwa auch am Geigelstein. Das Gebiet im Grenzbereich zu Österreich ist zwar an das Netz des Regionalverkehrs Oberbayern (RVO) angeschlossen, verfügt aber nur über uneinheitliche Busverbindungen. Die Erreichbarkeit für Tagesgäste, Arbeits- und Ausbildungspendler sowie die Wohnbevölkerung und Gäste innerhalb der Region gestaltet sich mitunter schwierig, erklärt Stephanie Hennes. Geplant sei deshalb eine grenzüberschreitende „Ringlinie“, die den ÖPNV attraktiver machen soll. Die Umsetzung des Projekts scheitert derzeit aber noch an diversen Hürden, wie unterschiedlichen Verkehrsbestimmungen in Österreich und Bayern, verbesserten Anschlussmöglichkeiten an bestehende ÖPNV-Verbindungen und der Finanzierung.

Stephanie Hennes sieht im Carsharing eine wichtige Ergänzung bei der Schließung von Lücken, falls keine Busverbindungen bestehen, sowie eine Optimierung der Anschlussmöglichkeiten. Wenn man Bilanz ziehe, so zeige sich schon jetzt, dass das Carsharing-Angebot im Achental eine umweltfreundliche, kostengünstige und flexible Mobilitätslösung darstellt, die die Lebensqualität der Bewohner verbessert und die Region attraktiver macht.

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