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Der Weg in die Zukunft im Ampertal

Mobilitätskonzept für die Isarregion und das Ampertal (MIA)

Schlossanlage mit Hofgut
Schloss Hohenkammer im nördlichen Landkreis Freising
© Susanne Huber/ALE Oberbayern

Die Kreisstadt Freising im Norden von München ist attraktiv in vielerlei Hinsicht. Inmitten einer herrlichen Naturlandschaft gelegen bietet sie alle Annehmlichkeiten eines Oberzentrums mit Unternehmen, Kultureinrichtungen und Hochschulen in der Nähe zu München. Immer mehr Menschen entdecken diese Vorteile und wollen in den Landkreisen Freising und Erding wohnen und arbeiten. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Flughafen der Landeshauptstadt und zu den Autobahnen A9 und A92, der B301 sowie vielen Staatsstraßen ist die alte Bischofs- und Universitätsstadt verkehrstechnisch bestens erschlossen. Das schafft aber auch Probleme in der Wachstumsregion. Allein der Flughafen München hat rund 33000 Beschäftigte, von denen viele täglich über die Kreisstraßen zum Airport pendeln. Hinzu kommen zahlreiche Flugreisende. Die viel befahrenen Straßen zum Flughafen und zum Ballungsraum München durchschneiden die Naturräume. Die Belastungen für Anwohnerinnen und Anwohner und auch für die Personen, die am Verkehr teilnehmen, nehmen durch Lärm, Staus und Behinderungen stark zu.

Dass Handlungsbedarf bestehe, darüber waren sich die Gemeinden und die Bürgerinnen und Bürger im Ampertal einig. Um ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept zu schaffen, bildeten die Initiatoren Lokale Aktionsgruppe (LAG) Mittlere Isar aus Freising und die Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) Kulturraum Ampertal eine Interessensgemeinschaft, erklärt Nina Huber, Regionalmanagerin der ILE Kulturraum Ampertal. Von 2018 bis 2020 wurde im Rahmen eines LEADER-Projektes ein „Integriertes Mobilitätskonzept“ entwickelt, das Verkehr, Wohnen und Umwelt in Einklang bringen soll. In acht Mobilitätskategorien wurden besonders wichtige Maßnahmen festgelegt, die innerhalb des LEADER-Folgeprojektes „Interkommunales Mobilitätsmanagement für die MIA-Region“ angepackt werden.

Das Mobilitätskonzept für die Isarregion und das Ampertal (MIA) wurde in Kooperation mit dem Lehrstuhl Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung der Technischen Universität München (TUM), der Ingenieurgesellschaft für Straßenverkehr Schlothauer und Wauer sowie Greencity erstellt. Neben einer Bestandsaufnahme wurden bestehende zumeist einzelne Mobilitätskonzepte zu einem tragenden Gesamtkonzept zusammengeführt.

Maßnahmen für nachhaltige Mobilität

Im Fokus der Überlegungen zu einem Mobilitätskonzept für die Region standen dabei Szenarien der Verkehrsentwicklung und wie durch entsprechende Maßnahmen nachhaltige Mobilität in Zukunft aussehen könnte. Dies kann laut dem Konzept nicht nur durch den öffentlichen Verkehr erreicht werden, sondern fußt auf mehreren Säulen. So hat z.B. der private Pkw einen hohen Stellenwert im Projektgebiet. Zum motorisierten Individualverkehr sollte es daher interessante Alternativen geben, wie z.B. Car- oder Ridesharing für den alltäglichen Bedarf. Zudem kann der Nahverkehr auch durch Förderung des Fuß- und Radverkehrs mit durchgängigen attraktiven Alltagsradwegen oder einheitlichen Verleihsystemen an Verkehrsknotenpunkten verbessert werden.

Handlungsbedarf besteht nach dem Konzept auch im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Dieser ist überwiegend auf den Schulbedarf abgestimmt und teilweise nicht bedarfsgerecht, lautet die allgemeine Kritik. Wer kein eigenes Auto habe, sei in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Außerhalb der Schulzeiten und in den Randbereichen ist das Angebot dünn und stellt keine mobile Alternative dar. Neben Carsharing-Modellen wie z.B. im Achental (Landkreis Traunstein) starten inzwischen zahlreiche Kommunen neue Mobilitätsformen, die z.B. auf Abruf arbeiten. Diese sind ähnlich zu den Anruf-Sammeltaxis mit Kleinbussen, aber flexibler. Im ländlichen Raum können Angebote nach Bedarf den Bus-Verkehr erweitern bzw. ergänzen.

Nutzbar sind solche Mobility-on-Demand-Angebote über Smartphone Apps. Dafür muss aber die notwendige digitale Infrastruktur vorhanden sein, wie es in Großstädten der Fall ist. So können über Apps in kurzer Zeit mögliche Fahrtverbindungen angezeigt werden. 

Eine weitere Maßnahme des MIA-Konzepts ist die Bildung von Verkehrsknotenpunkten. Sie erleichtern den Wechsel zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln, und schaffen den Übergang zwischen Bus, S-Bahn, Auto oder Fahrrad. Die Attraktivität solcher Knoten kann durch Services wie Ladestationen und Packstationen erhöht werden. Dadurch könnte auch die Zahl der Lieferungen über die Straße durch Paketdienste reduziert werden. Ähnliches konnte bereits in Freising und Neufahrn umgesetzt werden.

Verkehrsentwicklung in der Siedlungspolitik

Neben Einzelmaßnahmen bei der Umsetzung ist etwa auch in der Siedlungspolitik das große Ganze entscheidend. So sollen Kommunen bereits vor der Ausweisung von Gewerbe- und Neubaugebieten die möglichen Entwicklungen der Verkehrsströme in ihre Planungen miteinbeziehen. Dazu gehören auch Überlegungen zur Nahversorgung, ob z.B. Einkaufsmöglichkeiten fußläufig erreichbar sind oder nur per Pkw am Ortsrand oder im Nachbarort.

Nina Huber sieht das MIA-Konzept auf dem richtigen Weg, räumt aber ein, dass die Umsetzung eines derartig umfassenden Projekts mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Es sei viel Abstimmungs- und Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und unterschiedlichen Akteuren erforderlich. Zudem müsse die Finanzierung stehen. Unterstützt durch Mittel des Förderprogramms der Europäischen Union LEADER wird aktuell an der Umsetzung aktiv gearbeitet. Dies geschieht in Arbeitskreisen und Einzelprojekten, unterstützt durch ehrenamtlich Tätige, auf verschiedenen Ebenen, z.B. Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in besiedelten Bereichen, Ergänzung des ÖPNV durch On-Demand-Verkehre und Ridesharing, Einsatz von Expressbussen, Ausbau eines überörtlichen, strategischen Alltagsradwegenetzes, Entwicklung von Mobilitätsknoten sowie die Schaffung eines integrierten regionalen Zielkonzepts Raum- und Verkehrsstruktur 2040.

 

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