Bis zu diesem Zeitpunkt waren verschiedene Anläufe von Heimatkundlern aus dem Landkreis, Näheres über die Vergangenheit ans Tageslicht zu bringen, versandet. Erst die planerischen und finanziellen Möglichkeiten der Dorferneuerung sowie das umfassende Engagement von Einheimischen und Fachstellen ermöglichten es, tiefer in die Geschichte einzudringen und eine Restaurierung anzugehen.
Der erste Schritt war eine behutsame Säuberung von vorhandenem Gestrüpp und Unrat, um die Formation des Felsens zu betonen und die einstige Anlage des Burgstalls zu verdeutlichen. Im Zuge dieser Arbeiten stieß man auf die Überreste des mutmaßlichen Burgbrunnens, der in der Folge rekonstruiert und als historischer Brunnen an selber Stelle nachgebaut wurde. Doch mit der Restaurierung des Burgstallgeländes begnügten sich die Einheimischen nicht. Sie wollten diesen geschichtsträchtigen Ort mit Leben füllen und ihn auch bei Auswärtigen bekanntmachen.
Die Idee zu einem historischen Theaterstück wurde geboren. „Geschichten um den Burgstall-Brunnen“ hieß ein Dreiakter des schwäbischen Heimatdichters und Pfarrers Karl Borromäus Thoma, der die Dorfgeschichte erlebbar machte. An mehreren Terminen brachte die Burger Dorfgemeinschaft das Stück im Sommer 1992 zur Aufführung – der Beginn einer Theatertradition, die bis heute Bestand hat. „Es war für uns ein Erlebnis, wie aus einer Idee diese Begeisterung wuchs und alle Dorfbewohner ansteckte“, äußerten sich damals Ferdinand Bisle, der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft, und Josef Joas, der örtlich Beauftragte. Denn die Dorferneuerung setzte etwas in Gang, das Burg zusammenschweißte: Nahezu alle Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes waren bei den Theateraufführungen 1992 in irgendeiner Form beteiligt.
Der damalige Erfolg bestärkte die Burger darin, einen Theaterverein zu gründen und seitdem alle paar Jahre gemeinsam Theater zu spielen. Zuletzt 2023, als das Stück „Früher war alles besser“ aus der Feder von Bernhard Horn auf dem Programm stand. Und wie schon bei der Premiere rund 30 Jahre vorher, war abermals nahezu das komplette Dorf involviert: Sei es in einer der rund 60 Sprechrollen, als einer von zahlreichen Statisten oder als Helfer bei den insgesamt 15 Vorstellungen, die Besucher von Nah und Fern nach Burg lockten. Der Anspruch, den sich die Burger auferlegen, ist hoch, und daher gibt es viel zu tun, im Vorfeld wie während der Aufführungen. Die einen nähen Kostüme, andere zimmern Kulissen, wieder andere kümmern sich um Technik, Musik oder die Verköstigung der Besucher. Kurz: Ein Dorf lebt die Gemeinschaft – genau wie seine Geschichte.
Text: Andreas Langer, Amt für Ländliche Entwicklung Schwaben